Talentschmiede Ahrtal wirft den SC Pirmasens aus dem SBRP-Landespokal
In Bestbesetzung ins Halbfinale gestürmt
Nach dem kürzlichen Aufstieg in die Rheinland-Liga wagten die Schachfreunde der Talentschmiede Ahrtal erstmals einen Mannschaftsauftritt auf Ebene des Schachbundes Rheinland-Pfalz (SBRP). Im 4er-Mannschaftspokal spielen traditionell die stärksten Vereine den Pokalsieger aus, der sich damit für die Deutsche Pokal-Mannschaftsmeisterschaft qualifiziert.
Zu ihrem ersten Spiel mussten die Ahrtaler an das andere Ende des Bundeslandes gen Süden zum SC Pirmasens reisen, mit knapp 70 Aktiven einem der größten Schachvereine in Rheinland-Pfalz. Um zumindest an einer Pokalsensation zu schnuppern, trat die Talentschmiede in Bestbesetzung mit Thorsten Kammer, Jürgen Kaster, Luca Häusler und Julian Köhler an. Die Hoffnung war natürlich, dass die Gastgeber nicht ihre erste Garnitur, u.a. den Schachgroßmeister Ralf Appel, an die Bretter bringen würden. Bester Spieler war dann mit Helmut Ortinau auch die Nummer 8 Rangliste, so dass die Ahrtaler sich durchaus Chancen ausrechnen konnten. Und zudem hat der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze.
An Brett 4 konnte Julian Köhler seinem Gegner bereits in der Anfangsphase einen Bauern stibitzen. Dieser mögliche Gewinn bestimmte fortan die Taktik an den anderen Brettern. So sah sich Thorsten Kammer an Brett 1 gegen Altmeister Ortinau in einer zweischneidigen Eröffnungsvariante in einer kritischen Situation und es sah für die Kiebitze zwischenzeitlich so aus, als sollte der Ahrtaler das wichtige Spitzenbrett verlieren. Aber Thorsten fand die besten Züge und konnte dann, im Wissen um den vielversprechenden Zwischenstand an den anderen Brettern, Remis anbieten. Der Pirmasenser, mittlerweile in leicht schlechterer Stellung, musste einwilligen, obwohl Julian seine Partie bereits souverän gewonnen hatte. „Mit einem 1:0 im Rücken muss man nicht auf Gewinn spielen“, so Spielertrainer Thorsten Kammer, der von der konzentrierten Leistung seines Mitspielers sehr angetan war.
Der Druck lag nun auf den Schachfreunden aus Pirmasens, die an den beiden Mittelbrettern noch anderthalb Punkte benötigen. Doch danach sah es nicht aus. Luca Häusler hatte als Nachziehender eine aktive Position erreicht, so dass auch die aufkommende Zeitnot nicht weiter ins Gewicht fallen sollte. „Die Stellung war einfach zu spielen“, war im Nachhinein der trockene Kommentar von Luca, der das schwindende Zeitpolster gelassener nahm als seine mitfiebernden Mannschaftskameraden. Jürgen Kaster hatte zudem an Brett 2 eine seiner typischen Mittelspielstellungen auf dem Brett. „Jürgen wartet und wird es irgendwann gewinnen“, zeigte sich Julian optimistisch. Er sollte Recht behalten. Kurz nach der Zeitkontrolle brach an beiden Mittelbrettern der Widerstand der Heimmannschaft und so konnte die Talentschmiede einen vorab nicht erwarteten 3,5:0,5-Sieg und damit den Einzug ins Halbfinale um den Rheinland-Pfalz-Pokal feiern.
Dort treffen die Ahrtaler (DWZ-Wertung 1889) auf einen womöglich übermächtigen Gegner. Im Auslosungstopf waren noch SK Ludwigshafen (2057), SK Kaiserslautern (2228) und Seriensieger SC Heimbach-Weis/Neuwied (2223), der im Achtelfinale mit drei Titelträgern den ebenfalls sehr starken SK Landau mit 3:1 vom Brett fegte.
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NACHTRAG: Gemäß Auslosung treffen wir in einem Heimspiel auf den SK 1912 Ludwigshafen, der mit seiner "Ersten" in der 1. RLP-Liga spielte, aber ebenso wie der SC Pirmasens dort gerade abgestiegen ist - ein gutes Signal für uns!?
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SC TS Ahrtal gewinnt im SBRP-4er-Pokal in Pirmasens. Der berühmte Denker Gottfried Wilhelm Leibniz1) schaut milde auf die Siegerpose. Untröstlich im Hintergrund rechts: ein weiterer Denker aus Muschelkalk.
1) ein Vorbild für Schachspieler (Zitat): „Mir kommen manchmal so viele Gedanken während einer Stunde, dass ich den ganzen Tag und länger brauche, um sie klar zu Papier zu bringen.“)
Der Pirmasenser „Denker“ hält sich den Kopf und trauert.
Die Ahrtaler Schachfreunde mit dem untröstlichen „Pirmasenser Denker“.